Die Figuren sind bis dato noch nicht auf „Plastic Soldier Review“ aufgelistet.
Das Set
Der Satz besteht aus je zwei identischen Spritzlingen und man kommt somit lediglich auf 12 Reiter und 12 Pferde in jeweils 6 verschiedenen Posen.
Das Plastik ist im Vergleich zu den Neuauflagen um einiges härter, was schon einmal positiv auffällt. Die Figuren sind recht ordentlich ausgeformt, weisen jedoch an einigen Stellen Grad auf, der eine Nachbearbeitung mit dem Messer unabdingbar macht.
Sehr negativ fallen sofort die wulstigen Pferde auf und ich muß gestehen ich habe im 1:72 Figurensektor noch nie solche hässlichen Pferdchen gesehen. Seite A und B der Formen haben nicht genau aufeinander gepaßt und somit haben die Pferde in ihrer Mitte einen deutlichen Versatz, der sich durch die komplette Figur zieht. Ohne Schnitzen stehen die Figuren weder von alleine, noch sollten man sie ohne eine Behandlung bemalen.
Die Haltungen zeigen vier Pferde im leichteren Trap und Galopp, eines fast stehend und eines befindet sich kurz vor dem Stand.
Anatomisch weisen die Pferdchen allgemein eine seltsame Unproportionalität auf und die Haltungen wirken ziemlich unnatürlich sofern man das als Laie beurteilen kann.
Alle Pferde haben zwei Satteltaschen, die soweit man das erkennen kann mit Reiterpistolen gefüllt sind. Im Gegensatz zu einigen Pferden von Revell (Schwedische Kavallerie) haben die Mars Pferde am Sattel keine Schlafmatten oder Decken, noch kleine Säckchen für Beute oder Vorrat. Diese könnten aber bei Bedarf recht schnell modelliert werden.
Die sechs Haltungen der Reiter sind recht brauchbar. Es gibt zwei Schützen – einen mit einer kürzeren Arkebuse und einen mit einem längeren Gewehr, welches mehr wie eine Muskete Aussieht.
Dazu gibt es zwei Herren beim Nachladen (soweit erkennbar ebenfalls Muskete und Arkebuse) und einen Gewehrschützen der seine Waffe vor der Brust hält. Neben diesen regulären Soldaten mit Cabasset (mit verschiedenartigen Kämmen) bietet das Set eine nette Figur mit Schlapphut und Feldbinde, die gerade eine Reiterpistole abfeuert und wohl als Offizier dient.
Die Figuren sind bis auf den Grad recht gelungen und wirken plastisch, allerdings sind sie um einiges bulliger als die filigranen Mitstreiter aus dem Hause Revell.
Die Arme und Beine der meisten Figuren sind sehr nah am Körper, weswegen sich Umbauten um einiges schwieriger gestalten dürften. Da die Figuren bulliger und dicker sind, werden Köpfe von Zvezda (Austrian Musketeers and Pikemen) insgesamt für einen Austausch besser passen, sofern man das vorhat.
Die Uniformen und Kleidung sind recht abwechselungsreich gestaltet und bis auf den Offizier tragen die Soldaten einen Waffenrock aus Leder und dazu passende Reiterstiefel. Der Offizier trägt einen kompletten Küraß unter dem an einigen Stellen etwas Spitze hervorschaut – ein wirklich nettes Detail. Nur einer der Schützen trägt ein Patronenbandelier mit den hölzernen Pulverbehältern und bei einem anderen sind deutlich Knöpfe auf der Vorderseite des Lederrocks zu sehen.
Auch wenn auf der Vorderseite der Packung jede Menge Federkopfschmuck zu sehen ist, trägt nur der Offizier einige Federbüschel am Hut.
Die Figuren passen ohne Sekundenkleber nicht sonderlich gut auf ihre Pferdchen, wohingegen es mit den Pferden von Revell keine Probleme gibt und sofern man nicht unter „Pferdemangel“ leidet, ist dieser Austausch sehr empfehlenswert. Zusätzlich sind die Beine einiger Reiter nicht genug gespreizt um wirklich sauber auf die Mars Pferde zu passen.
Farbangaben
Als Farbvorlagen dienen das Deckblatt, sowie die Rückseite der Packung. Da es sich um Kaiserliche handelt, dominiert hier die Farbe Rot. Allerdings sind die Figuren auf dem Deckblatt sehr einheitlich uniformiert dargestellt.
Prof. Dr. Christoph Kampmann (Uni Marburg) hat gestern in einer Sendung von „Planet Wissen“ mit dem Thema des Dreißigjährigen Krieges, genau diesen Punkt mehrfach thematisiert. Charakteristisch für die Uniformen dieser Epoche seien nämlich genau das Fehlen einer einheitlichen Uniformierung und das Zerlumpen der Einheiten über die Kriegsjahre hinweg. Auch trotz Wallensteins späteren Befehl unter Androhung der Todesstrafe nur Rot als einzige Farbe zu tragen, glaube ich das Theorie und Praxis in den Kriegsjahren wohl divergierten. Mit einer uneinheitlichen Bemalung wird das Set auch weitaus lebendiger wirken.
Die Sets von Mars sind für das Resultat und die Qualität die man bekommt im Normalpreis um einiges zu teuer. Eine Anschaffung lohnt eigentlich nur, wenn man sie entscheidend billiger bekommt. Dennoch bieten die Figuren die Haltungen, die in dem Revell- Set fehlen – nämlich vor allem mehr Gewehrschützen.
Die meisten Quellen erwähnen immer wieder, daß die kaiserlichen Reitertruppen um einiges besser gepanzert waren, als die Schweden oder Croaten. Deswegen ist es ein wenig sonderlich, daß nur der Offizier einen Küraß trägt.
Mars bietet auch ein Set mit dem Namen „Swedish Heavy Cavalry“ an, welches sechs Figuren mit Degen und Küraß, aber Schlapphut zeigt. Ich glaube, daß beide Sets mit untereinander ausgetauschten Köpfen historisch besser passen würden und vor allem die Gewehrtypen mit kürzeren Läufen wohl besser zu den Schweden passen. Mit einigen Umbauten und Veränderungen sind die Figuren dennoch eine dankbare Erweiterung und bieten ein bißchen mehr Abwechselung in einer Epoche in der die Auswahl an Figuren sehr überschaubar ist.
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